Warum überhaupt Begleitung?

Was unterscheidet einen begleiteten Weg von einem unbegleiteten Weg? Das Ergebnis.

Fast jeder Mensch will seinen eigenen Weg gehen und viele glauben, dass wir den selber am besten kennen und finden können. Wir haben oft schlechte Erfahrungen gemacht, Menschen erlebt, die uns ihre Sichtweisen und Lösungen reindrücken oder unterjubeln. Und so sind wir vorsichtig und misstrauisch geworden und meinen nun, dass wir es alleine besser wissen. Leider machen wir dabei zwei falsche Annahmen.

Wir glauben, dass wir selber alles wahrnehmen und unsere Wahrnehmung uns nicht trügt.

Doch jeder Mensch hat blinde Flecken an denen er sich selbst nicht wahrnehmen kann und die einem meistens leider nicht mal bewusst sind. Wir überdecken sie zumeist mit viel falscher Selbstsicherheit und einer mentalen Konstruktion unserer Wirklichkeit, in der wir einfach Annahmen über die Realität legen, um das Gefühl zu haben, alles im Griff zu haben. Ähnlich wie unser Gehirn, die fehlenden Bilder aus der Mitte unserer Sehnerven interpoliert, konstruieren wir uns Annahmen über unsere Wirklichkeit und merken gar nicht, wo sie nicht stimmen. Hier kann nur ein anderes Auge helfen, die blinden Flecken aufzuzeigen, so dass Sie lernen können dorthin zu gucken, um selber zu überprüfen, ob es stimmt was der andere sieht.

Wir glauben, dass wir die gleichen Lösungen finden können, wenn wir alleine sind, wie wenn wir in Beziehung sind.

Ich erlebe es in meine Sitzungen immer wieder, wie schlaue und gebildete Leute, die teilweise Unternehmen leiten, plötzlich zu ganz neuen Ideen und Wegen finden, nur weil ich Ihnen zuhöre, mitfühle, sie wertschätze und ganz mit ihnen bin. Ich nenne es den zuhörenden Raum, der entsteht, wenn zwei Menschen miteinander in echte Beziehung gehen und sich füreinander öffnen.

Jemand erzählte mir mal, dass er spät abends bei einem technischen Problem nicht weiterkam und keine Hilfe mehr fand. In seiner Not, wandte er sich an die Putzfrau, die gerade sauber machte und bat sie, ihm einfach nur zuzuhören. Sie ließ sich darauf ein, versucht ihn zu verstehen. Und auch, obwohl sie nicht viel verstehen konnte, von dem was er ihr über dieses technische Problem erzählte, dauert es nur Minuten bis er selber die Lösung gefunden hatte. Es war der neue Beziehungsraum, der die verborgene Lösung sichtbar werden ließ.

Letztendlich ist das raumgebende Zuhören das Geheimnis, welches hinter all den Bemühungen um bessere Teamarbeit, mehr Einbindung der Mitarbeiter oder kollektive Entscheidungsfindungen steckt. Es ist die Kunst in tiefe innere Beziehung zu gehen, den anderen Menschen umfassend mitzukriegen, eine wohlwollende Grundhaltung zu haben und selber verletzbar dabei zu sein.

Und diese Haltung öffnet Räume für neue Lösungswege, die alleine unauffindbar sind. Und trotzdem ist es Ihr Weg der dabei entsteht und sichtbar wird und nicht meiner, denn ich ersetze hier eigentlich nur, die in Wirklichkeit fehlende Bezugsperson mit der Sie dies so besprechen könnten, dass Sie den Weg auch so finden könnten. Im Leben könnten dies gute Freunde, Lebenspartner, gute Kollegen, optimaler Weise sogar der Chef oder auch der Pfarrer sein. Doch oft haben auch diese Menschen verlernt so zuzuhören, wie es hilfreich wäre.

Und so ist die Erkenntnis, dass eine Begleitung tatsächlich den Weg verändert und zwar in Richtung des eigenen Weges, wenn es sich um eine gute Begleitung handelt. Nur wer mit Ratschlägen, der eigenen Landkarte und ohne Empathie und Feingefühl berät, wird dazu beitragen, Menschen weiter vom eigenen Weg wegzubringen. Gute Begleitung berät nicht, sondern liebt!